Zum Inhalt springen

Editorial zum SS 2019

Unser freies Europa ist auch ein Europa der Studentenverbindungen 

Liebe Hütteschwestern, liebe Hüttebrüder, liebe Aktivitas und Freunde des AV Hütte,

wenn ihr den Hütte-Zirkel zum Sommersemester 2019 in Händen haltet, stehen wir vor richtungweisenden Entscheidungen. Schon in wenigen Tagen wird die EU voraussichtlich um ein wichtiges Mitglied kleiner sein – die Folgen sind immer noch unabsehbar. Aber wir können davon ausgehen, dass sie im Großen und Ganzen nicht positiv sein werden. Und bereits wenige Wochen danach stehen die Europawahlen vor der Tür. Die Gefahr, dass europafeindliche Kräfte erstarken, ist nicht von der Hand zu weisen. Warum greife ich dieses Thema auf? Haben wir nicht genügend „eigene Themen“ in unserem Verein, die hier behandelt werden könnten? 

Zum einen natürlich, weil die Aktivitas das vergangene Semester sehr vorausschauend dem Thema „Europa“ gewidmet hat. Mithin ist damit auch ein kleiner Rückblick auf ein Semester verbunden, das die Aktiven mit besonderem Einsatz gestaltet haben. Eine einzelne Veranstaltung herauszuheben ist schwierig. Aber alle, die da waren, sind sich einig, dass der Winterball ein absolutes Highlight war. Und der Science Slam mittlerweile ein beachtliches Maß an Professionalität erreicht hat!

Seien wir uns unserer Verantwortung für ein freies und liberales Europa bewusst!

Aber auch, weil wir uns als Studentenverbindung der außergewöhnlichen Verantwortung bewusst sein sollten, die gerade wir für ein offenes und geeintes Europa tragen. Als liberale Verbindung besonders auch gegenüber nationalistischen Scharfmachern aus unseren eigenen Reihen. Denn es waren Studentenverbindungen, die mit Ihrer Idee eines deutschen Nationalstaates im 19. Jahrhundert ein Ende der Kleinstaaterei zugunsten einer größeren, zukunftsträchtigeren Idee forderten. Die spürten, dass die existierenden politischen Strukturen und Grenzen einer sich wirtschaftlich, technologisch und kulturell rasant entwickelnden Welt nicht mehr angemessen waren. Die spürten, dass das Denken und Fühlen eines fortschrittlichen Bürgertums der kleingeistigen politischen Realität längst enteilt waren. Und es waren Studenten, die –  schon immer mobiler, als andere Teile der Bevölkerung – dieses Gedankengut über Grenzen hinweg verbreiteten. 

Studenten – auch heute die treibende Kraft für ein offenes und geeintes Europa

Mehr als 150 Jahre später stehen wir an einer vergleichbaren Bruchstelle unserer Gesellschaft. War es damals der Kontext der industriellen Revolution und einer beginnenden Individualmobilisierung, die der Verbreitung moderner Ideen in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik über Grenzen hinweg eine ganz neue Dynamik verliehen, so stehen wir heute vor den Auswirkungen des Internets, der Digitalisierung und einer globalen Mobilität von Menschen und Ideen, die mit vielleicht noch größerer Wucht unsere vermeintlich gesicherte Welt aus den Angeln zu heben drohen. Die vor allem aber auch Treiber neuer Ideen, neuer Strukturen und neuer Visionen sind. 

Und wieder sind es die Studenten, die diese vorantreiben. Gottseidank ohne die Notwendigkeit zum Einsatz revolutionärer Mittel. Sondern mit einem hohen Maß an Selbstverständlichkeit. Der Selbstverständlichkeit, mit der auf der Hütte seit vielen Jahren und in immer stärkerem Maße Studentinnen und Studenten mit ganz unterschiedlichen nationalen Hintergründen zusammenleben. Mit der Selbstverständlichkeit, mit der unsere Aktiven diese Freiheiten zu Aufenthalten in aller Welt nutzen. Mit der sie globales Wissen, Ideen und Gedanken-gut in ihre wissenschaftlichen Projekte einbringen.

Vielfalt bereichert uns alle

Manifestierte sich all das damals in der Sehnsucht nach einem deutschen Nationalstaat, so steht als Pendant dafür heute die Idee eines offenen Europas, in dem sich nicht nur Waren und Dienstleistungen, sondern vor allem Menschen und Ideen ungehindert bewegen können. In dem Begegnungen und Austausch über nationale Grenzen hinweg zum Erleben einer faszinierenden Vielfalt führen, die unser Leben bereichert. So, wie wir das auf der Hütte jedes Semester aufs Neue erleben dürfen!

In diesem Sinne wünsche ich uns ein faszinierendes Semester und appelliere an Euch, Eure Verantwortung in dem Geist, für den die Hütte in ganz besonderem Maße steht, am 26. Mai wahrzunehmen!

Mit einem herzlichen Glück auf! 

Euer Berthold Dörrich

1. Vorsitzender des Altherrenbundes des AV Hütte Stuttgart

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert