Prof. Karl Sinn 19.06.1930 – 04.01.2019
Als Karl Sinn 1953 zur Hütte kam, war die Aktivitas noch ganz hierarchisch gegliedert: man wurde als Fux mit vielen Pflichten aufgenommen, absolvierte nach ca. zwei Semestern die Burschenprüfung mit Vortrag und Diskussion und konnte nach ca. 4 bis 6 Semestern als nun Inaktiver das Verbindungsleben ungestört genießen.
„Carlo“ wurde, wie ich, als Leibfux von dem leider viel zu früh verstorbenen Gunter Scheven in dessen Bierfamilie aufgenommen. Scheven war nach Großvater und Vater in 3. Generation in der Hütte. Karl hat sich stark in die Gemeinschaft eingebracht und seine Vorstellungen, auch als X, deutlich vertreten. Unser gemeinsames Maschinenbau-Studium trug zur ausgeprägten Freundschaft bei.
Karl, geboren in Tübingen, hat in Waiblingen 1950 das Abitur und an-schließend bei der Firma Fein eine Mechanikerlehre gemacht. Nach dem Diplom 1958 an der TH Stuttgart begann er bei Automatenwerk Steinhäuser in Feuerbach, wechselte zu SEL als Fertigungsplaner im Werk Zuffenhausen und danach zu Pfaff in Kaiserslautern.
Als dann die Zahl der Ingenieurschulen deutlich vergrößert wurde, begann er 1963 als Dozent an der neuen Staatlichen Ingenieurschule Heilbronn. Mit Begeisterung war er an ihrem Aufbau beteiligt, unterrichtete im Fachbereich Produktionstechnik – anfangs in Baracken und alten Firmengebäuden – die Fächer Formende Arbeitsverfahren, Arbeitsvorbereitung und neue Fertigungsverfahren. Viele ehrenamtliche Tätigkeiten, Fortbildungsseminare und vor allem die Gründung des Transferzentrums Heilbronn der Steinbeis-Stiftung, das er auch 25 Jahre leitete, haben in beträchtlichem Maße zur Stärkung und Förderung der angewandten Forschung an Fachhochschulen beigetragen. Von 1981 bis 1987 war er Prorektor und war durch sein Engagement der Initiator verschiedener Förder- und Entwicklungsprogramme der Fachhochschulen Baden-Württembergs.
Nach Öffnung der innerdeutschen Grenze war es für ihn selbstverständlich, bei der Erneuerung von Hochschule und Wissenschaft mitzuarbeiten. Vom brandenburgischen Wissenschaftsminister beauftragt, widmete er sich als Mitglied des Hochschulausschusses der Mark Brandenburg mit großem Erfolg der Fachhochschule Senftenberg.
1993 wurde er als Professor für Fertigungstechnik an der Fakultät Technische Prozesse in Heilbronn pensioniert, war aber noch bis 1995 bei der Steinbeis-Stiftung tätig. Am 21.12.1995 wurde ihm im Namen des Bundespräsidenten von Wissenschaftsminister von Trotha in einer Feierstunde im Ministerium das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.