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Requiem pour L. – Besuch in der Staatsoper

Dieses Semester waren wir in der Oper: REQUIEM POUR L. von Fabrizio Cassol & Alain Platel, nach dem Requiem in d-Moll KV 626 von Wolfgang Amadeus Mozart

Nach anfänglichen Orientierungsschwächen innerhalb des Opernhauses haben wir auf unbequemen hölzernen Stühlen in der letzten Reihe Platz gefunden.

Die afrikanische Interpretation des Stückes Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart war zunächst verblüffend, doch zugleich emotional.

Auf die Frage, wohin wir gehen am Ende des Lebens, trauen sich wohl nur tiefgläubige Menschen eine felsenfeste Antwort zu geben. Und was heißt überhaupt „wir“? Den Weg, nach dem hier gefragt wird, schlägt jeder für sich ein. Angesichts des Todes formt sich ein „wir“ eher unter denen, die zurück-bleiben und versuchen, dem Verlust Ausdruck zu verleihen.

Wolfgang Amadeus Mozart setzte mit seinem Requiem 1791 – passend, wenn auch unfreiwillig – einen Schlusspunkt unter sein Schaffen. Ein Schlusspunkt ohne Schlusspunkt – blieb die Messe doch unvollendet. Fortgeschrieben wurde sie von anderen. 2017 haben Fabrizio Cassol und Alain Platel vierzehn Musiker*innen aus Europa und Afrika eingeladen, Mozarts Requiem in ein Crossover mit ihren ganz individuellen musikalischen Welten zu bringen – zuhause sind sie im Jazz, in der Oper, im afrikanischen Pop und in diversen Gesangstraditionen.

Wir begleiteten eine ältere Dame in ihren letzten Minuten ihres Daseins. Dabei fühlten wir eine Mischung aus Trauer, Empathie und zum Teil Glückseligkeit, da die Frau die letzten Momente ihres Lebens in Begleitung ihrer Angehörigen genießen konnte.

Das Stück interpretierte die Originalfassung, den Akt des Todes, als einen Abschnitt im Leben, der nicht unbedingt mit Trauer erfüllt sein muss. Im Gegenteil: die Musikalische Untermalung strahlte Freude und Empathie ei-nes uns unbekannten Abschnittes im Leben dieser Frau aus.

Nach mehreren Stunden voller Höhen und Tiefen endete das Stück mit einer euphorischen Darstellung aller Künstler.

Auf unserem Heimweg diskutierten wir über unsere persönlichen Empfindungen beim Zuschauen. Ist es falsch, jemanden per Leinwand beim Sterben zuzusehen? In vielen von uns wurde Unbehagen erweckt. Selbst zum heutigen Zeitpunkt reden wir immer noch über die Faszination und die Impressionen des Stückes auf unseresgleichen. Allerdings gab es auch Kritik mancher in der Aktivitas – darauf gegründet, dass es die Originalfassung verwässerte und die eigentliche Intention Mozarts nicht dargestellt wurde. 

Zitat eines Mitglieds der Aktivitas: “Wie kann man nur die existenzielle Trauer, die das Stück erweckt, das Wehklagen von Engeln und das La-mentieren von Teufeln zugleich ignorieren, nur um freudige Tanznummern aufzuführen, während im Hintergrund die Oma verreckt?“ 

Alles in Allem war es wie so oft auf der Hütte ein Abend, der uns allen in Erinnerung bleibt.

Mit Hütte-Gruß Glück Auf

Euer Dritero Haxhija