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In Memoriam: Dr. Jörg Wegst

Dr. Jörg Wegst 14.11.1928 – 25.11.2018

Als Jörg Wegst im SS 1950 zur Hüt-te kam, waren ihre Zusammenkünfte meist in der Gaststätte Paulaner am Rotebühlplatz in Stuttgart, das Hütte-Haus war weitgehend noch Ruine. Der nur zweckmäßige Wiederaufbau hatte gerade mit bescheidenen Mitteln begonnen. Jedes aktive Mitglied musste im Semester 50 Stunden Aufbauarbeit leisten. Neben dem Studium waren also praktische Fähigkeiten gefragt. Diese waren bei Jörg ausgeprägt vorhanden.  Die gemeinsamen Arbeitseinsätze, die bis zum Erfolg und einer stolzen Einweihungsfeier führten, hatten zu einer stabilen Freundschaft beige-tragen. Uns junge Füxe hat er bei den üblichen Anlaufschwierigkeiten des Studiums sehr hilfsbereit unterstützt. Seine Hinweise an uns Maschinenbauer als Hilfsassistent beim Physikalischen Praktikum sind mir heute noch in dankbarer Erinnerung.

Geboren und aufgewachsen war er in Ulm, sein Physikstudium absolvierte er an der TH Stuttgart mit der Promotion zum Dr.rer.nat. Dabei lernte er auch seine Frau kennen, die ihm half, seine Doktorarbeit in zwei Jahren zu vollenden.

Obwohl ihn sein Beruf * weit nördlich der Mainlinie sesshaft werden ließ, ist er seiner schwäbischen Art treu geblieben. Eine seiner beiden Töchter, Dr. Ulrike Wegst, berichtet: 

„Was mich an meinem Vater immer sehr beeindruckt hat, waren seine fundamental positive Lebenseinstellung, seine Gabe zur Leichtigkeit des Seins und die Wärme und Freundlichkeit mit der er allen Menschen begegnete. Dazu natürlich seine Begabungen: sei-ne Logik und Klugheit, seine Fähigkeit, auch komplexe Zusammenhänge klar und verständlich zu erklären, und die ungewöhnlich gute Verdrahtung von Hirn und Hand, die es ihm erlaubte, wunderschöne Möbel als Aussteuer und später für die wachsende Familie zu bauen und zu drechseln, Apfelbäume kunstgerecht zu schneiden und mit Klavier und Gitarre zu musizieren.  Bis zuletzt haben wir viel gemeinsam gelacht, der gute Humor meines Vaters war ansteckend; so konnten wir dann auch Sorgen und Probleme kleiner und weg lachen, als in den letzten zwei, drei Jahren die Demenz stärker wurde“.  

So durften auch wir Jörg viele Jahre bei den großen Veranstaltungen der Hütte erleben, wo er nicht selten – mangels geeigneter Aktiver – sich an die Bierorgel setzte und unseren mau-en Gesängen von Studentenliedern mit vollem Schwung Erfolg bescherte. Auch der Studienstiftung Hütte hat er noch zum gelungenen Start geholfen. 

Gelebt hat er zuletzt zusammen mit seiner Frau, die ein Jahr vor ihm gestorben ist, im Pflegeheim in Hemmingen bei Hannover. Sein Todestag am 25. November 2018 war kurz nach seinem 90. Geburtstag. 

Als hilfsbereiten, fröhlichen, dem Leben zugewandten Bundesbruder werden wir ihn gerne in Erinnerung bewahren.

Karl-Ernst Hailer

* Zum beruflichen Werdegang noch einige ergänzende Informationen, die wir von Frau Dr. Ulrike Wegst erhalten haben:

 1958 Promotion am MPI für Metallforschung, erste Stelle bei Selve in der Schweiz (wunderbar zum Skifahren, Bergsteigen, Segelfliegen und Segeln), zweite Stelle in Koblenz bei Kaiser Aluminum, danach VAW in Hannover, wo er bis zum Eintritt in den Ruhestand blieb.