- +49 711 295739
- hello@huette-stuttgart.de
Robert Bosch
* 1861 † 1942
EM SS 1912
Leben & Verdienste um die Hütte
Robert Bosch wurde als elftes von zwölf Kindern am 23. September 1861 in Albeck bei Ulm geboren. Seine Eltern gehörten der regionalen bäuerlichen Oberschicht an. Der Vater, ein Freimaurer, war über seinen Stand hinaus gebildet und legte besonderen Wert auf eine gute Ausbildung seiner Kinder. Von 1869 bis 1876 besuchte Robert Bosch die Ulmer Realschule und absolvierte danach eine dreijährige Lehre als Feinmechaniker. Zwischen 1879 und 1886 arbeitete Bosch bei verschiedenen Unternehmen in Deutschland, den USA (bei Edison) und Großbritannien (bei Siemens Brothers), meist in Betrieben, die elektrotechnische Geräte herstellten. Buchführung lernte er bei seinem älteren Bruder Karl, der in Köln eine Firma für Gas- und Wasserinstallationen besaß. Zwischendurch verbrachte er als Gasthörer das Wintersemester 1883/84 an der Technischen Hochschule Stuttgart, um, wie er sagte, „die Furcht vor technischen Ausdrücken zu verlieren“ und wurde in dieser Zeit Hütte-Bruder. Er gehörte 1893 dem ersten Ortsausschuss des neugegründeten “Altherren-Verbandes des Vereins Hütte” an und übernahm mit weiteren Bundesbrüdern die Führung der Geschäfte. Eine großzügige Spende erlaubte uns 1910 mit dem Bau des Hütte-Hauses zu beginnen.
Der Unternehmer
Am 15. November 1886 eröffnete Robert Bosch in Stuttgart mit einem Mitarbeiter und einem Laufburschen die „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“. Die Wahl fiel auf Stuttgart wegen der wirtschaftlichen Aussichten und dem Wohnort seiner Verlobten, die ganz in der Nähe in Obertürkheim lebte. Anfänglich beschäftigte Robert Bosch sich mit dem Bau und der Installation elektrotechnischer Geräte aller Art, darunter Telefonanlagen und elektrische Wasserstandsfernmelder. Bald war das Betriebskapital von 10 000 Mark, das aus dem väterlichen Erbe und eigenen Ersparnissen stammte, aufgebraucht. Nur ein Bankkredit, für den die Verwandtschaft gebürgt hatte, hielt den Betrieb über Wasser. Die bescheidenen Erträge investierte Robert Bosch zumeist in neue Maschinen. Bis 1900 stieg die Mitarbeiterzahl auf fast 40 an. Den Umsatz sicherten die Übernahme von Installations-, Wartungs- und Reparaturarbeiten elektrotechnischer Geräte und Anlagen. Die Elektrifizierung Stuttgarts im Zeitalter der Industrialisierung kam Bosch dabei entgegen. Besonders ein Produkt wurde schnell zum wichtigsten Standbein des jungen Unternehmens: der Magnetzünder.
1887 fertigte Bosch erstmals auf Kundenwunsch einen Magnetzündapparat nach dem Vorbild eines Produkts der Maschinenfabrik Deutz in Köln. Bosch verbesserte die Konstruktion der Magnetzündung entscheidend und hatte mit diesem Produkt erste wirtschaftliche Erfolge. Die Magnetzündung diente zur Erzeugung eines elektrischen Funkens, der das Gasgemisch in einem stationären Verbrennungsmotor zur Explosion brachte. 1897 gelang es Bosch erstmals, einen solchen Magnetzünder an einen Kraftfahrzeugmotor zu adaptieren. Mit diesem zuverlässigen Zündsystem löste er eines der größten technischen Probleme der noch jungen Automobiltechnik. Gleichzeitig markierte diese Innovation den Beginn der Erfolgsgeschichte als Kraftfahrzeugzulieferer. Bereits 1901 konnte Bosch seine erste eigene Fabrik mit 45 Mitarbeitern in Betrieb nehmen. Ab 1898 dehnte Bosch sein Geschäft in weitere Länder Europas aus, zunächst nach Großbritannien und in den Folgejahren in weitere europäische Länder wie Frankreich, Österreich und Ungarn. In den USA eröffnete Bosch 1906 die erste Niederlassung und 1912 die erste Fabrik.
Nach dem Ersten Weltkrieg brachte Bosch zahlreiche Innovationen für das Auto auf den Markt: 1921 das Horn, 1926 den Scheibenwischer und 1927 die Dieseleinspritzung und das Servobremssystem. Unter dem Eindruck der schweren wirtschaftlichen Krisen ab Mitte der 1920er Jahre, initiierte Robert Bosch in seinem Unternehmen einen konsequenten Modernisierungs- und Diversifizierungsprozess, um die Produktivität zu steigern und die Abhängigkeit von der Automobilindustrie zu verringern. In wenigen Jahren gelang es, das Unternehmen vom handwerklich produzierenden Kraftfahrzeugzulieferer zum modernen und weltweit tätigen ElektrotechnikKonzern umzubauen.
Robert Bosch legte immer Wert auf den direkten Kontakt zu seinen Mitarbeitern. Sie sollten nicht nur Lohnempfänger sein, sondern sich als Teil des Ganzen betrachten und in die Unternehmensabläufe eingebunden sein. Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, zahlte sich letztlich auch finanziell aus. Die Beschäftigten von Bosch erhielten vergleichsweise hohe Löhne. Dieses Wechselspiel brachte Robert Bosch folgendermaßen auf den Punkt: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“ Als einer der ersten Unternehmer führte er bereits 1906 den Achtstundentag ein. Nicht nur aus sozialer Verantwortung heraus, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen: Die Mitarbeiter arbeiteten effektiver und motivierter.
Gemeinnütziges Engagement & politisches Wirken
Zeitlebens war auch Bildung ein besonderes Anliegen von Robert Bosch. Sein Interesse galt sowohl Schulen und Hochschulen als auch der Berufs- und Erwachsenenbildung. 1910 förderte er zum Beispiel mit eine Million Mark die Forschung und Lehre an der damaligen Technischen Hochschule in Stuttgart.
Über sein breites gemeinnütziges Engagement hinaus betätigte sich Robert Bosch in den 1920er und 1930er Jahren auch politisch. Seine Haltung war durch sein liberales Elternhaus geprägt und wurde durch die „Wanderjahre“ gefestigt, besonders durch den Aufenthalt in den USA. Nach seiner Rückkehr und der Gründung des eigenen Betriebs hatte er einige Zeit engen Kontakt zu einem führenden Mitglied der damals noch jungen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Robert Bosch fand zwar die Thesen von Marx und Engels nicht überzeugend, aber in ihm reifte die Vision des sozialen Unternehmers.
Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Robert Bosch als überzeugter Pazifist und Europäer vor allem für die Aussöhnung Deutschlands mit Frankreich. Davon erhoffte er sich nicht nur die Schaffung eines Wirtschaftsraumes ohne Zollschranken, sondern dauerhaften Frieden in Europa. Umso mehr litt Robert Bosch unter der aggressiven Außen- und Autarkiepolitik der Nationalsozialisten. Dass sein Unternehmen in die Aufrüstungs- und Kriegspolitik des Dritten Reiches einbezogen wurde, überschattete seine letzten Lebensjahre. Robert Bosch und seine leitenden Mitarbeiter förderten aus innerer Überzeugung den Widerstand gegen das Regime und beteiligten sich an der Rettung vieler Juden und anderer Verfolgter. Das Ende des Krieges und das Ende der Nationalsozialisten erlebte Robert Bosch nicht mehr, er starb am 12. März 1942 in Stuttgart.